Ich war mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, also dachte ich mir bei Adams Worten auch gar nichts. Was ich vermutlich aber auch nicht unter normalen Umständen getan hätte. Zwar kannte ich Adam relativ gut, aber auch bei ihm war ich sozialmäßig noch etwas sehr zurückgeblieben. "Ich auch nicht", meinte ich zustimmend. Marisol schien zwar jemand zu sein, welcher mal gerne die Regeln brach, aber dass sie so hinterhältig sein würde, hätte ich nicht erwartet. Ich war immer wieder überrascht, wie sehr man sich doch in Menschen täuschen konnte. Kurz drehte ich mich zu Marisol um. "Ach was, die wird doch froh sein, wenn sie mit jemand anderen gehen kann. Oder auch gar nicht", meinte ich daraufhin nur. Selbiges galt nun auch für mich, aber was sollte es. Ohne Broomlee hätte ich vermutlich nicht mal eine gefunden. "Da hast du allerdings Recht", stimmte ich Adam schließlich zu.

Marisol blieb eine ganze Weile vor sich hin grübelnd und mehr als schlecht gelaunt an Ort und Stelle sitzen. Eigentlich sollte sie froh sein, ihr Plan war ja aufgegangen. Aber sie fühlte sich nicht froh, stattdessen hatte sie Gewissensbisse. Sie warf einen suchenden Blick durch den Raum und entdeckte Matthew bei Adam, Broomlees Ballpartner. Ausgerechnet. Waren die beiden etwa befreundet? Na großartig, wer wusste schon, was Matthew jetzt alles erzählen würde. Sie sollte Schadensbegrenzung betreiben und sich entschuldigen. Nur um sicherzugehen, dass Matthew in seiner Wut nicht doch was vom Verbotenem Wald und dem Nachsitzen ausplauderte. Das hätte dann auch gar nichts mit irgendeinem schlechten Gewissen zu tun. Sie seufzte. Sie hatte ja auch nicht wissen können, dass ihre Aktion Matthew so verletzen würde. Bis dahin hatte er immer so gewirkt, als würde ihm nichts etwas ausmachen. Mit einem mulmigen Gefühl stand sie auf. Sie hasste es, sich zu entschuldigen, aber gerade blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Also ging sie zu den beiden hinüber. "Hey", meinte sie etwas zögerlich zu Matthew und redete dann schnell weiter, bevor er wieder laut werden konnte. "Hör mal, ich hab das nicht böse gemeint oder so. Ich will mir meinen Ballpartner nur einfach selbst aussuchen, und du schienst als einziges Interesse zu haben, mir bei dem Ball auf die Nerven zu gehen, also habe ich mir nicht weiter etwas dabei gedacht." Abwartend, ob er ihre Entschuldigung annehmen würde, sah sie ihn an.

"Hm, und mit wem gehst du dann?", fragte Adam vorsichtig nach, denn er wollte sicher nicht, dass sein Kumpel den Ball verpasste, weil er keine Partnerin hatte. Vielleicht konnte er ja mit Broomlee gehen? Dann wäre er selbst zumindest aus dieser seltsamen Geschichte mit Gideon raus, der schien es irgendwie nämlich auf ihn abgesehen zu haben. Nach Marisols Ballpartner hatte er ja schließlich nicht einmal gefragt. Oder lag das daran, dass er schon gewusst hatte, dass Marisol sich aus der Sache wieder herauswinden würde? Er wollte gerade etwas dazu anmerken, als eben jene Person plötzlich vor ihnen stand. Er wurde natürlich von ihr ignoriert, sie wandte sich direkt an Matthew. Stirnrunzelnd hörte Adam zu. Sollte das etwa eine Entschuldigung sein? In seinen Ohren klang das ganz schön schwach, aber für den Moment schwieg er lieber. Von Auseinandersetzungen mit Wispells hatte er schließlich erst einmal genug.

"Vermutlich mit niemandem", antwortete ich schulterzuckend. Irgendwie war mir diese ganze Ballsache im Moment ziemlich egal geworden und ich wollte auch nichts mehr davon hören. Ich war immer noch schlecht gelaunt, auch wenn ich mich allmählich wieder beruhigt hatte. Allzu lange machte ich mir ja doch keine Gedanken darüber. Aber vergesslich war ich dennoch nicht. Auch nicht bei Marisols Entschuldigung, wenn es denn eine war. "Du scheinst aber eine ziemlich merkwürdige Art zu haben, das zu sagen. Aber immerhin war es deutlich, also such dir deinen Ballpartner ruhig selbst aus. Ich werd dir dann auch nicht mehr auf die Nerven gehen. Bei gar nichts mehr", erwiderte ich mit kühler Stimme. Ich wusste nicht, ob es eine Entschuldigung war, aber mir sollte es egal sein. Ich wusste ja jetzt, was sie von mir hielt. Meine letzten Worten sagte ich mit etwas Nachdruck in der Stimme, um Marisol zu verdeutlichen, dass ich auch nichts mehr vom Nachsitzen sagen würde. Es hatte inzwischen seinen Reiz verloren, sie damit zu ärgern und ich selbst hatte auch die Lust verloren, diese Info gegen sie einzusetzen.

Das war doch nicht zu fassen! Marisols Zerknirschtheit war wie weggeblasen, stattdessen verschränkte sie wütend die Arme vor der Brust. "Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mit dir auf den Ball gehen will! Mehrfach! Dir war das nur egal!" Es war schon erstaunlich, wie er es immer wieder schaffte, sie aufzuregen. "Also verstehe ich wirklich nicht, was jetzt eigentlich dein Problem ist!", fuhr sie trotzig fort und funkelte ihn erbost an.

Etwas unglücklich sah Adam zwischen den beiden hin und her. Marisol hatte definitiv das gleiche Temperament wie ihr Bruder, und Matt schien nicht gewillt zu sein, ihr irgendwie entgegen zu kommen. Und wenn Adam eins sicher wusste, dann, dass er da nicht zwischen die Fronten geraten wollte. "Also, ähm... Ich muss noch in die Bibliothek", meinte er leise zu Matt. "Du kommst klar, ja?" Er sprang schnell auf die Füße und warf Marisol, die ihn aber eh nicht beachtete, noch ein kurzes Lächeln zu, bevor er machte, dass er weg kam.

-> Bibliothek

Und schon verschwand Adam. Na ja, ich konnte es ihm nicht übel nehmen so zwischen zwei Fronten zu sein. "Und vermutlich hätte ich gleich von Anfanga auf dich hören sollen", erwiderte ich mit einem Augenverdrehen. Mir war es egal, ob sie mir das jetzt unter Nase rieb oder nicht. Jetzt war es mir zumindest klar, dass sie sich vermutlich nicht entschuldigen wollte. "Ich habe ja schon verstanden, dass ich hier das Problem bin und ich weiß, dass ich welche habe. Ich habe halt keine einfache Persönlichkeit. Aber falls du dich nur entschuldigen wolltest, damit ich nichts ausplaudere, dann kann ich dich beruhigen: Ich sage niemanden was. Ob du mir das nun glaubst oder nicht, ist deine Sache, aber ich bin durch", erklärte ich, nun wieder mit ruhiger und nicht mehr aufgebrachter Stimme. Ich war auch wieder aufgestanden, sodass ich auf Marisol hinabsehen musste. Da jetzt aber alles gesagt war, wandte ich mich wieder ab und verschwand in meinen Schlafsaal.

(Matthew -> Schlafsaal der Sechstklässler)

Dass Adam abhaute, ignorierte Marisol, es konnte ihr ja egal sein. "Du kannst mir jetzt jedenfalls nicht vorwerfen, ich hätte dir irgendetwas vorgemacht!", beharrte Marisol auf ihrem Standpunkt. Als er aufstand, musste sie wohl oder übel zu ihm aufsehen, was ihre Stimmung nur verschlechterte. Sie machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern, und zwar nicht annähernd so ruhig wie er, da ging er einfach und ließ sie stehen. Aufgebracht sah sie ihm hinterher, stieß dann einen frustrierten Laut aus und stürmte ebenfalls davon, in ihren eigenen Schlafsaal.

-> Schlafsaal der Sechstklässlerinnen

Gut gelaunt kam ich in den Gemeinschaftsraum. Cho sah ich hier nicht, also war sie entweder noch mit Cedric unterwegs oder sie war im Schlafsaal. Ich wollte eigentlich dort nachsehen, als mir Phil und Olivia ins Auge fielen. Ohne allzu lange zu zögern ging ich auf die beiden Geschwister zu. "Hey, ihr beiden", begrüßte ich sie. "Störe ich gerade?"

"Oh. Ähm...", verlegen kratzte ich mich an meinem Kopf. "Aber was hälst du davon... ?", fragte ich unsicher. Ich wurde rot. Das hatte ich natürlich nicht gewusst und schon gar nicht erwartet. "Ich meine, ich habe ja auch noch niemanden gefunden..."
@Diana Lou Godfire

Verlegen sah auch sie an. Erstmal ließ ich sie ausreden.Ich versuchte ihr eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen.Ich finde das ist eine gute Idee. Aber ich möchte auch dass du dich wohl fühlst. erklärte ich dann mit freundlicher Stimme. Zum ersten Mal lächelte ich unsicher. Hoffentlich bedrängte ich sie nicht.
@Grace McHover

" Alles gut... Ich habe nur in solche Richtungen... Chrm chrm... Nicht sonderlich viele Erfahrungen gesammelt...", gab ich zu. "Bis jetzt. Also?" Irgendwie war mir das unangenehm. Nicht, Diana danach zu fragen, sondern die ganze Situation. Wäre mein Rexo nicht, dabei, hätte ich sie wahrscheinlich nicht einmal angesprochen...
@Diana Lou Godfire

Mir gefiel ihre Antwort nicht sonderlich. Es war etwas zu gezwungen. Beschämt schaute ich weg und traute mich nicht was zu sagen. Da war ich wohl zu weit gegangen.Wir können gerne gemeinsam gehen. Bitte nimms mir nicht übel. Aber ich finde dich nun mal attraktiv. erklärte ich mich selbst. Vorsichtig schaute ich sie an. Ruhig versuchte ich neben ihr zu sitzen.
@Grace McHover

Geschmeichelt schaue ich sie an. "Ich habe wirklich nichts dagegen... Ich hatte nur noch keine Beziehungen geschweige denn einen Schwarm oder so... Das habe ich gemeint... Ich mag dich doch auch.", den letzten Satz sagte ich schon fast verzweifelt. Ich verstand Diana. Aber ich glaubte ich konnte mich gerade nicht so ausdrücken wie ich es wollte. Ich wollte nicht, dass sie mich missverstand.
@Diana Lou Godfire

Knapp nickte ich. Das konnte ich verstehen. Bis jetzt waren wir ja auch noch nicht in dem Alter gewesen, wo man über sowas nachdachte. Jedoch begann ich wirklich drüber nachzudenken. Auch im positivem Sinne. Das zweifelnde überhörte ich gekonnt. Schön, dann habe ich endlich eine Ball Begleitung. sagte ich erfreut lächelnd. Somit beendete ich das Thema.Wie kommst du mit deinen Hausaufgaben klar? fragte ich sie eine ganz normale Frage. In der Hoffnung, dass es inordnung war.
@Grace McHover